Projekte zum frühneuzeitlichen Berufstheater
Staatsaktionen zwischen Repräsentation und Parodie.
Herausbildung eines deutschen Theaterrepertoires (1650–1730): Die Cicognini-Rezeption.
Staatsaktionen zwischen Repräsentation und Parodie.
Herausbildung eines deutschen Theaterrepertoires (1650–1730): Die Cicognini-Rezeption.
Das Forschungsprojekt versteht sich als Impuls für eine theater- und kulturwissenschaftliche Erforschung deutschsprachigen Wandertheaters, indem es einen unpublizierten Spieltexte-Kodex des späten 17. Jahrhunderts transkribiert und innerhalb verschiedener Kontexte analysiert. Im Zentrum steht die Frage, welchen Beitrag Wandertheater mit der spezifischen Form der so genannten „Haupt- und Staatsaktion“ zur Inszenierung, Diskursivierung und Parodie des absolutistischen Staates leistete. Inwiefern ist diese Theaterform als ein spezifischer Modus sozialen Interagierens zu verstehen, in dem sich virulente Subjektentwürfe und Gesellschaftsbilder einerseits spiegeln, und dem andererseits ein Potenzial inhärent ist, die damit verbundenen Werte sowohl zu repräsentieren als auch ad absurdum zu führen?
Giacinto Andrea Cicognini (1606–1649) war in der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts einer der meistgespielten Dramatiker, dessen Stücke zum wirtschaftlichen Fundament früher deutschsprachiger Wandertruppen gehörten. Während sich nach dem Dreißigjährigen Krieg deutsche Schauspieler allmählich von ihren englischen Truppen und Spieltexten emanzipierten, erwies sich die Übersetzung italienischer und französischer Stücke als zentraler Schritt, um ein Repertoire für ein deutschsprachiges Berufstheater aufzubauen. Vom Innsbrucker Hof des Erzherzogs Ferdinand Karl von Österreich, der erstmals eine deutsche Truppe als Hofkomödianten engagierte, ging die Rezeption von Cicogninis Tragikomödien und Libretti aus, die sich in der Folge mit ihrer Spannungsdramaturgie als geeignet erwiesen, sowohl ein aristokratisches Publikum als auch die breite Masse anzusprechen.
Thespis. Digital, Datenbank zum Repertoire des frühneuzeitlichen Berufstheaters: