Ökonomien
der Parodie
am Wiener
Vorstadttheater.
Edition und Analyse.
Edition und Analyse.
Das interdisziplinäre Forschungsprojekt verknüpft wirtschafts- und sozialgeschichtliche Aspekte mit gattungstypologischen Fragestellungen. Am Beispiel der Parodie an den Wiener Vorstadtbühnen im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts sollen die verschiedenen ‚Ökonomien‘ dieses Genres hinterfragt und so ein Beitrag zur Grundlagenforschung zum „Wiener Volkstheater“ geleistet werden. Anders als in bisherigen wissenschaftlichen Annäherungen versteht das Projekt die Parodie als theaterpraktische Gattung einer literarischen und kulturellen Transgression, an der sich nicht zuletzt die Produktionsbedingungen der Autoren an den gewinnorientierten, populären Unterhaltungstheatern in sozioökonomischen Krisenzeiten aufzeigen lassen (Zeitdruck bei der Produktion, Publikumsgeschmack, Theaterkritik, Zensur). Durch die in den Stücken omnipräsente Geldmotivik soll zudem ein sozialhistorischer Kontext zu den Finanzkrisen der Österreichischen Habsburgermonarchie (Inflation, Teuerung, Staatsbankrott 1811) hergestellt werden, die zu einer Zerrüttung der Staatsfinanzen, einer Verschiebung der sozialen Schichten und einem Misstrauen in Währung und Papiergeld führten. In den publikumswirksamen Parodien des Wiener Unterhaltungstheaters deutet sich hier eine „theatralische Kommunikationsstrategie“ der Autoren an, in Zeiten repressiver Kontrolle und Zensur sowohl die politischen und gesellschaftlichen Turbulenzen als auch die zeitgenössischen Lebensängste auf der diskursiven Ebene der Komik zu reflektieren.
Ziel des Projekts ist es, diesen Fragestellungen anhand eines ausgewählten Textkorpus an bisher unbeachtet gebliebenen Vorstadttheaterparodien nachzugehen. Durch die kommentierte Edition der Stücke, die eine repräsentative Auswahl der parodierten Genres (Klassiker-Parodien, Opernparodien, Ballettparodien und Parodien des populären bürgerlichen Rührstücks) sowie bis heute ungedruckten und vergessenen Publikumserfolgen subsumiert, soll auch auf editionsphilologischem Gebiet eine Forschungslücke geschlossen werden.
Die Projektwebsite bietet einen Überblick über Forschungsergebnisse, Aktivitäten und Publikationen. Zudem enthält sie die Kurzbiographien der im Rahmen des Projekts behandelten Dramatiker Joseph Alois Gleich (1772-1841), Hermann Josef Herzenskron (1789-1863), Adolf Bäuerle (1786-1859) und Karl Meisl (1775-1853), ein ausführliches Verzeichnis ihrer dramatischen Werke sowie die Stücktexte der edierten Parodien.
Aktivitäten - Vorträge - Publikationen
Stefan Hulfeld (Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Universität Wien)
Johann Hüttner (Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Universität Wien)
Beatrix Müller-Kampel (Institut für Germanistik, Universität Graz)
Christian Neuhuber (Franz-Nabl-Institut, Universität Graz)
Walter Obermaier (ehem. Leiter der Wienbibliothek)
Johann Sonnleitner (Institut für Germanistik, Universität Wien)
Ulrike Tanzer (Leiterin Brenner-Archiv, Universität Innsbruck)